Im August 1914 herrschte in vielen Gemeinden der Provinz Lüttich Unsicherheit. Am 11. August meldet sich ein deutscher Gendarm in einer glänzenden Uniform bei Dr. Ponson, dem Bürgermeister von Jupille. Er erklärt ihm, dass die Kommandantur ihn mit der Polizei von Jupille beauftragt habe und dass ihm in Kürze sechs weitere Untergebene folgen würden.
Am nächsten Tag erklärte er, dass er über die gute Ordnung und Ruhe in der Gemeinde erfreut sei. Er beteuerte daher, dass er die Verstärkung nicht benötige und sagte, dass er von nun an allein für Ordnung sorgen würde. Der sehr pittoreske Mann, der Kettermann geheißen haben soll, hatte nun freie Bahn. Er allein bestrafte Diebstahl und Plünderung. Vor allem aber erließ er ständig neue Polizei-, Sauberkeits- und Verkehrsregeln, die mit Bußgeldern belegt wurden, die letztendlich in seine Taschen flossen.
Da er einen gewissen Sinn für Ruhe und Ordnung und das öffentliche Wohl hatte, gaben die Einwohner zu, dass Jupille noch nie so sauber und so ruhig gewesen war… Es dauerte fünf Wochen, bis die Kommandantur von Lüttich feststellte, dass es sich in Wirklichkeit um einen falschen Gendarmen handelte. Kettermann wurde verhaftet und zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt.
Ein Nachahmer hatte sich parallel dazu als deutscher Gendarm in Bellaire und Queue-du-Bois niedergelassen, um auf die gleiche Weise Lösegeld von der Bevölkerung zu erpressen. Ohne Kettermanns Geschick empörte er schnell den Bürgermeister von Queue-du-Bois, J.J. Lejeune. Als seine Geduld sich dem Ende neigte, beschloss er, mit ihm abzurechnen und anschließend bei der Kommandantur Anzeige zu erstatten. Damit war den Betrügereien ein Ende gesetzt.
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